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Schulrecht : Je mehr Schule, desto besser
30.05.2014 16:41 (4812 x gelesen)

Hirn braucht Training - Stellungnahme zu G8 und einer fragwürdigen Entwicklung in der Bildungspolitik

Bekanntermaßen lernen Kinder verhältnismäßig schnell und tun sich dabei leichter als ältere Menschen. Die Ursache hierfür liegt nicht ausschließlich, aber in großem Umfang darin, dass Kinder, insbesondere Schulkinder darin geübt sind, Neues zu lernen. Hirn braucht Training. Seriöse Untersuchungen haben ergeben, dass jedes Jahr, in dem ein Kind oder Jugendlicher die Schule besucht, die intellektuelle Leistungsfähigkeit steigert. Laut Prof. Dr. Dr. Detlef Rost, Intelligenzforscher und Professor für Psychologie an der Universität Marburg hebt jedes Schuljahr den Intelligenzquotienten um bis fünf Punkte an. Laut einem Artikel in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Proceedings of the National Academie of Sience aus dem Jahr 2012 zu den Folgen der Verlängerung der Schulpflicht in Norwegen Anfang der 1960er Jahre auf 9 Jahre, hat sich der bei 19 Jahre alten Schülern gemessene Intelligenzquotient um durchschnittlich 3,7 Punkte pro zusätzlichem Schuljahr erhöht. Eine Untersuchung der Auswirkungen des Besuchs von Haupt- oder Realschule und Gymnasium vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat ergeben, dass bei gleichen Eingangsvoraussetzungen Schüler, die das Gymnasium besuchten den IQ um durchschnittlich 11,39 Punkte mehr steigern konnten als Schüler, die die Realschule besuchten. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass die Qualifikation des Lehrers eine unmittelbare Auswirkung auf die Steigerung des IQ hat. Ebenso außerschulische Faktoren wie das soziale Umfeld und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie u. a.

Zusammengefasst dürfte folgendes unzweifelhaft auf die geistige Entwicklung und Leistungsfähigkeit positiven Einfluss haben:

- Je mehr Schule, also je länger ein Kind oder ein Jugendlicher die Schule besucht (Sitzenbleiben ist nicht gemeint), desto besser.

- Je besser die Qualifikation der Lehrer und deren Motivation ist, desto besser.

- Je größer die Möglichkeiten in der Familie sind, das Potential von Kindern und Jugendlichen zu entdecken und zu fördern, umso besser.

- Je größer die Bereitschaft ist, die geistige Entwicklung und Entfaltung zu fördern und zu unterstützen, desto besser.

Im Bezug auf die Entwicklung der Gesellschaft dürfte ebenfalls unstreitig sein, dass ein hohes Bildungsniveau einen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Gesellschaft insgesamt hat. Bildung und geistige Entfaltung und Entwicklung ist Grundvoraussetzung für Wohlstand und Fortschritt.

Bildung, Erfahrung und Kenntnisse vom Leben und den Möglichkeiten in der Gesellschaft sind entscheidend für die Berufswahl. Mit fortschreitendem Alter eine Kindes und eines Jugendlichen ändert sich regelmäßig auch der Berufswunsch. Mit wenig Bildung ist auch die Vorstellungskraft hinsichtlich dessen, was man beruflich gerne machen möchte, wo die Interessen und wo besondere Fähigkeiten liegen, eingeschränkt. Je früher ein Jugendlicher sich mit der Frage auseinander setzen muss, was er beruflich machen möchte, desto größer ist das Risiko, dass er sich nicht für den Beruf entscheiden kann, der seinen Interessen und Fähigkeiten am ehesten entspricht. Diese Behauptung werden Eltern nachvollziehen können, die von ihren Kindern regelmäßig andere, neue „Berufswünsche“ hören.

Nach alledem läßt sich nur schwer nachvollziehen, weshalb im Bereich der Bildung im öffentlichen Haushalt immer mehr gespart wird, weshalb Schulklassen durch Schließung bzw. Zusammenlegung von Schulen, Streichung von Lehrstellungen zwangsläufig immer größer werden und warum man überhaupt auf die Idee kommen kann, flächendeckend die Gymnasialausbildung von 9 Jahren auf 8 Jahre zu verkürzen. Letzteres ist ausschließlich als Sparmaßnahme zu bezeichnen. Man spart sämtliche Mittel, die für ein ganzes Schuljahr aufzubringen wären. Jede andere Begründung ist falsch. Einzige aber auch nur im Ansatz taugliche Begründung wäre, hierdurch ein Jahr früher Beitragzahler in den gesetzlichen Sozialversicherungen und Steuerzahler zu haben. Betrachtet man aber die Altersstruktur in der Bevölkerung und ihre Entwicklung, wäre dies der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Bedenkt man zudem, dass hierdurch das Risiko der falschen Berufswahl gesteigert wird, muss man erwarten, dass mehr Menschen die Unzufriedenheit mit dem Beruf, der schließlich über Jahrzehnte auszuüben ist, als „Burnout“ attestiert wird oder die Berufsausübung aufgegeben wird unter Ausnutzung des Sozialstaats. Mindestens aber ist die Leistungsfähigkeit gehemmt. Sparmaßmanhmen im Bereich Bildung bremsen Fortschritt und Entwicklung in wirtschaftlicher, technischer und sozialer Hinsicht. Letztendlich wird also die Kostenspirale insgesamt durch diese sträflichen Sparmaßnahmen im Bereich der Bildung beschleunigt.

Der in der Gesellschaft wachsende Anteil an Rentnerinnen und Rentern wird ein immer stärker werdendes Stimmengewicht bei Wahlen haben. Politische Entscheidungen, die sich zu Gunsten der gegenwärtigen Rentner und Pensionäre auswirken könnten damit nur das Ziel haben, ein positives Ergebnis bei den kommenden Wahlen anzustreben. Einer solchen Absicht wären die Sparmaßnamen im Bereich der Bildung wiederum förderlich, denn unterhalb eines bestimmten Bildungsniveaus wird man einem solchen Vorhaben kaum auf die Schliche kommen können. Populistisch formuliert könnte man eine Rückkehr zu in unseren Breitengraden der Vergangenheit angehörenden Systemen befürchten, der Bevölkerung Bildung möglichst vorzuenthalten. Man möchte das nicht glauben und es ist vielleicht etwas spitz formuliert, aber eine vernünftige Begründung, die eine andere These zur Theorie erstarken lassen könnte, scheint geheim bleiben zu wollen oder ganz zu fehlen.

Für Schüler, Auszubildende und Studenten (einschließlich BaFöG) wurden 2013 rund 15 Milliarden € ausgegeben. Der Verteidigungsetat sieht für das Jahr 2013 über 30 Milliarden € vor (Quelle: Statistisches Bundesamt). Subventionen in Form von Finanzhilfen und Steuervergünstigungen erreichten im Jahr 2013 einen Betrag von über 21 Milliarden € (Quelle: 24. Subventionsbericht des Bundesministerium der Finanzen).

Ist man der Überzeugung, dass Bildung der Grundstein für eine gedeihliche Entwicklung und Zukunft ist, führt der seit Jahren eingeschlagene Weg in die falsche Richtung. Dabei müsste jeder dieser Überzeugung sein. Lernt man im Geschichtsunterricht etwas von Hochkulturen, lernt man dabei, dass gerade Kunst, Kultur, Wissenschaft und nicht zuletzt Vielfalt in der Bevölkerung (gefürchtetes "Multi-Kulti") diese Kulturen zu Hochkulturen gemacht haben.


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